Unsere Trabis - Trabant 1.1N
Mein Trabi ist ein Trabant 1.1N der Vorserie (Nullserie 150 Stück, Vorserie 850 Stück) mit der Fahrgestellnummer 0000573. Als ich ihn Anfang Juli 1998, auf eine Zeitungsannonce hin, kaufte, sah er noch wie ein 601er aus (Metallstoßstangen, Alu-Lüftungsblenden) aus. Der Zustand war trotz der relativ geringen Fahrleistung von 52.000 km sehr schlecht:
Getriebe war im 1. und 2. Gang nahezu unschaltbar,
Getriebeöl war völlig "überlagert" und nur zur Hälfte vorhanden,
der rechte und teilweise auch der linke Antriebs-Simmerring waren undicht,
Drosselklappe klemmte beim Gasgeben im Vergaser,
der rechte Schweller (Seitenwandunterteil) inklusive Türunterkante war durchgerostet (vermutlich durch fehlenden Korrosionsschutz nach einem leichten Seitenunfall),
die Frontscheibe wäre ohne Gummi genauso "dicht" gewesen,
Heckklappenscharniere boten der abwärtsstrebenden Heckklappe keinen Widerstand mehr,
Bremsflüßigkeit war über 4 Jahre nicht gewechselt wurden,
Bremstrommeln und Bremsbacken hinten waren verschlissen,
Bremsscheiben und Bremsklötzer vorn waren ebenfalls verschlissen,
Im Motorraum und praktisch überall waren Rostansätze zu sehen,
die Schürze fiel infolge massiven Rostbefalls von alleine ab,
Schmutzlappen hinten hatten sich aufgelöst,
Das Zündschloß klemmte, sodass sich der Anlasser nur durch manuelles Zurückdrehen des Schlüssels abschalten ließ,
wenig später wurde der Kühler undicht,
irgendwann gab auch noch der Bremslichtschalter seinen Geist auf
und viele kleine Mängel.
Beim Kauf eines Trabant 1.1 sollte man besonderes Augenmerk auf die Schweller, Radläufe und die Schaltbarkeit des Getriebes legen. Nur durch gründliche Begutachtung lassen sich die oben aufgeführten Mängel entdecken und böse Überraschungen vermeiden.
Trabant 1.1N (Vorserie) mit Trabant 601S de luxeTrabant 1.1N (Vorserie) mit Trabant 601S de luxe
 Nach und nach wurden die oben genannten Probleme abgestellt und sämtliche Flüßigkeiten gewechselt und anderem in einer Großreparatur in einer Werkstatt. Bis auf das Getriebe das sich zwar nach einem Ölwechsel viel besser schalten lies, aber das obligatorische "2. Gang-Problem" (Trabant 1.1 und Wartburg 1.3) blieb. Der linke Schweller (Seitenwandunterteil) wurde erneuert und die Beifahrertür wurde gegen eine blaue Tür ausgetauscht, eine geplante Komplettlackierung sollte diese später wieder in der Wagenfarbe erstrahlen lassen. Die Stoßstangen und Lüftungsblenden wurden gegen original 1.1er-Teile austauscht und das Original-Lenkrad wurde mit einem Lederbezug bespannt.
Frontansicht mit neuem GesichtPflegebedürftiger Motorraum
Trabant von vornTrabant von der Seite
Trabant von der anderen Seite
Die erste große Aufarbeitung kam der Hinterradaufhängung zugute. Die Hinterachse wurde vom Rost befreit und mit Penetriermittel gestrichen. Seltsamerweise kamen beim Ausbau der Federbeine braune Kombi- Schraubenfedern zutage, welche aber gegen neue Federbeine mit den weicheren gelben Federn ausgetauscht wurden. Zum Schluß wurde alles mit Graphitöl eingesprüht. Nach dieser Aktion hat sich der Fahrkomfort und die Fahrstabilität, gegenüber den viel zu harten Universal-Federn, wessentlich verbessert.
Trabant von hinten ohne FederbeineFederbein (gelbe Feder für Limousine)
linke Radaufhängung mit Federbeinrechte Radhängung ohne Federbein, Tank im Vordergrund
Zwischen Weihnachten und Neujahr 1998 kam der Tank dran. Er wurde bis auf das Blech von der Grundierung, Lack und Unterbodenschutz befreit, wobei man sich nur über die nicht vorhandene Haftfähigkeit der werksseitigen Grundierung wundern kann. Wie im oberen rechten Bild gut zu erkennen hatte die Grundierung nicht mal die Kraft den Unterbodenschutz ohne Gewalteinwirkung am Tank zu halten. Als nur noch der nackte Tank übrig war sah man die dringende Notwendigkeit dieser Maßnahme. Trotz Unterbodenschutz hatte sich zumeist an den Kanten und Aufhängungspunkten der Rost derart zwischen die Bleche gefressen, daß an zwei Stellen bereits Durchrostungen zu verzeichnen waren. Der Rest des Tanks hatte auf gesamten Oberfläche bereits ausgeprägte Rostansätze. Danach wurde der Tank abgeschliffen, mit Rostumwandler behandelt, grundiert, lackiert und mit neuem Unterbodenschutz versehen, außerdem wurde die zerbröselte Tankgeberabdichtung und Benzinschläuche ausgetauscht. Diese Maßnahme hielt ich für sehr wichtig, da der Tank irgendwann durchgerostet wäre.

Mitte Februar 1999 kam der Trabant ein zweites Mal in eine Werkstatt zur, diesmal wurde das Getriebe ausgebaut und die Reibkegel (auch als Synchronringe bekannt) des 1. bis 3. Gangs, das Ritzel des 2. Gangs, die Schaltgabel des 1. / 2. Gangs sowie beide Antriebssimmerringe erneuert. Bei dieser Gelegenheit wurde gleich ein 1.3er Wartburg-Motor mit neuer Kupplung und Wasserpumpe eingebaut.

1.3l Wartburg-Motor vom Typ BM 860
Vom Sommer bis Winter wurde die gesamte Substanz in Ordnung. Es wurden alle Kotflügel ausgebaut und das gesamte Fahrzeug entrostet und schon teilweise Hohlraumkonserviert. Parallel dazu wurden die hinteren Radkästen gezogen, um Platz für 185er Reifen auf 14"-Felge zu schaffen. Auch eine Gruppe-A-Abgasanlage mit Fächerkrümer von Kupke-Tuning wurde montiert.
Der Motorraum wurde gründlich entrostet und lackiert.
Nachdem der Innenraum lackiert war (vorerst in Gelb), wurde alle Kotflügel wieder angeklebt. Der vordere rechte Kotflügel wurde ausgetauscht.

Nach der ganzen Aktion sah mein Trabi dann so aus (hintere Stoßstange fehlte hier noch). Fehlt nur noch eine neue Lackierung.